Kaum ist man mal kurz im Urlaub, hat ein neues Pop-Up Restaurant eröffnet. Im 25. Stock des Next-Towers zwischen der Frankfurter Zeil und dem Eschenheimer Turm. Ein fetter Foodtruck mit der Aufschrift „ICH, EIN FOOD TRUCK? VON WEGEN!“ steht vor dem Eingang und macht Reklame für feinstes Streetfood über den Dächern der Stadt. Da nur noch heute, Samstag und Sonntag ein Besuch möglich ist, muss ich diesen Beitrag deshalb grade mal vor das nächste Rezept klemmen. Ihr verzeiht mir hoffentlich – denn ein Besuch hier lohnt sich!
Der Foodtruck machte mich zuerst aufmerksam auf das Pop-Up Restaurant. Was ist eigentlich? – Ein Pop-Up Restaurant erscheint ziemlich plötzlich und verschwindet dann auch meist wieder recht schnell. In diesem Fall geplant. Ein riesen Hit – ja!, aber eben nur für kurze Zeit verfügbar.
Das Motto des Pop-Up Restaurants ist „around the world in 80 bites“, eine Anlehnung an „around the world in 80 days“. Am Check-In Schalter gibt es Abendkarten, wer möchte, kann diese auch vorher im Internet auf der Pret a Diner Seite bestellen. Wir waren gestern schon um 18:30 Uhr da und sind damit ziemlich einfach ohne Reservierung rein gekommen. Da wir uns hier ja auf eine Reise begeben, ist der Empfang bzw. die Kasse der Check-In Schalter. Hier erhält man für 15 Euro pro Kopf einen Reisepass, der beim kulinarischen Sightseeing hilft und den Gästen Zutritt verschafft, und fünf Taler. Denn hier zahlt man nicht mit so etwas ordinärem wie echtem Geld. Das Spielgeld hat zwei sehr sinnvolle Hintergründe: Erstens macht es Spaß und gestaltet die Erfahrung spielerisch. Zweitens – und das ist der Knackpunkt – man verliert schnell den Überblick darüber, wie viel man ausgibt. Man erhält drei schwarze Taler für Essen und zwei goldene für Getränke. Nachkaufen kann man beide für 2 € das Stück. Ok. Die ersten fünf Taler kosten also 3€ und alle weiteren nur noch 2€.
Kurz vor den Aufzügen wird der Reisepass, den wir grade bekommen haben, gecheckt und gestempelt. Dann geht es beim Boarding in den Aufzug in den 25. Stock und mit ihm steigt die Spannung. Oben angekommen wird man von einer freundlichen Hostess begrüßt, die einem für nur einen Taler (also noch 3€, weil aus dem Starterpaket) gerne die Jacke abnimmt.
Schick geschmückt kontrolliert der englisch sprachige Host Rich in einer Art Pilotenoutfit die Pässe und fragt, was der Grund für unseren Besuch ist. „Having fun and eat a lot?“ galt offensichtlich als Antwort und wir konnten durch.
Der Gesamteindruck überzeugte durch eine ungewöhnliche Mischung: Paletten, aufgestapelt zu Tischen, provisorisch gebaute Essensstände mit Schiefertafeln und Pappmenüs, dazu Essen serviert auf Bambus-Einweggeschirr oder in Zeitungen. Mal kurz in den Reisepass schauen, was es so alles gibt und dann los geht’s!
- Stopp: Japan (Bento Boutique)
„Wenn Vietnamesen Sushi machen…“, beginnt der Text im Pass für den Stand JAPAN. …Ok, darüber sehen wir mal hinweg. Für zwei Taler gibt es eine Sommerrolle mit Garnelen oder Feigen, Reisnudeln, Koriander, Pfefferminze, Gurken, Omlett und Erdnuss-Hoisin-Soße. Meine Güte. Sommerrollen kannte ich schon, aber noch nicht in dieser Qualität. Meine Begleitung und ich haben sie uns erst mal geteilt, denn immerhin reden wir hier von 6 Euro für eine einzelne Sommerrolle. Da muss die schon was können. Gut, das konnte sie auch – grade die Feigenkombi war genial.
- Stopp: Belgien (Goose)
Zwei attraktive junge Männer und Waffeln – klar, dass man hier stoppen muss. Wir sind noch auf Herzhaft eingestellt, also versuchen wir mal diese stimmige Kreation: Eine herzhafte Waffel mit Ziegenfrischkäse, schwarzen Linsen, rote Bete Carpaccio, Basilikum, Feige und etwas Gartenkräuter. 3 Taler. Dafür muss ich jetzt nochmal Münzen holen. Eine der alten und zwei neue… macht dann quasi 7 Euro. Her damit und rein damit. Ein hervorragendes Zusammenspiel der einzelnen Geschmäcker und eine rundherum ausbalanciert und köstliche Sache. An diesem Stand darf man nicht vorbei gehen.
- Stopp: Indien (EatDoori)
Ein Sandwich mit Naanbrot ist hier ein Naanwich und gefüllt ist es mit lecke würzigem Chicken Tikka. Wer keinen Koriander mag, der sollte hier einen Bogen drum machen, denn damit geizen sie nicht. Eine schöne Variante Indisch mal so mit der Hand zu essen, allerdings war mir die Balance zwischen Brot und Füllung nicht gut genug. Zu viel Brot, zu wenig drin, vor allem, da Koriander – obwohl ich ihn mag- zu sehr dominierte. Trotzdem lecker und wieder bin ich 3 Taler (nun mehr nur noch 6 Euro wert) los.
- Stopp: Schweden (Kay Schoeneberg)
Allein schon für den Traumblick einen Stopp wert. Die Frankfurter Skyline im Sonnenuntergang, die Terasse mit bunt gemischten Teppichen ausgelegt und dabei setzt man sich auf gestapelte Paletten – irgendwie exklusiv und trotzdem fühlt es sich bodenständig an. Ein wenig wie der Burger, den es hier gab. Ein Brötchen in Fußballform, aufgeklappt und in einem Kaffeehalter serviert, gab es hier feinstes Tartar als Bulette. Überraschend frisch und das Fleisch war einfach hervorragend. Dass auch Kay Schoeneberg selbst im Hintergrund rumsprang habe ich dann von der kleinen Aussichtsplattform über den Ständen gesehen.
- Stopp: Deutschland (Tim Mälzer)
Nach einer logistisch vielleicht nicht idealen Reise bin ich wieder in Deutschland angekommen und es gibt einen lecker angemachten Salat mit einem fluffigen Kartoffelkuchen, Lachs und einem Klecks grüner Sauce mit Kresse, serviert in Pappschachteln, ausgelegt mit Papier im Zeitungsstil. Als Frankfurterin finde ich es natürlich super, ein wenig heimische Küche hier zu finden und finde den Frankfurter … ähhh … Deutschlandstand sehr gelungen und die Kreationen einfallsreich und lecker.
- Stopp: U.S.A. (Hello Mellow)
Endlich Dessert. Blöderweise habe ich hier kein vernünftiges Foto hinbekommen, aber ihr versteht worum es geht. Es sind Marshmallows in Waffeln. Verrückt. Ich habe noch nie selbst gemachte Marshmallow gegessen und es ist tatsächlich nicht vergleichbar mit dem billigen Mäusespeck, den man aus der Gummitüte zieht. Salziger warmer Karamell-Marshmellow oder der kalte Chocolate Lovers s’more? Mensch, zwei Taler pro Stück, jetzt ist nicht die Zeit für Geiz, wie nehmen beides. Mein Favorit war der salzige Karamell-Happen, ganz klar. Meine Begleitung hat den schokoladigen bevorzugt und damit steuern wir unsere Heimreise mit einem Happy End an.
Mittlerweile ist es dunkel geworden, das Restaurant füllt sich deutlich, Plätze sind schwieriger zu bekommen. Noch einen Trink – serviert in einer Blechbüchse oder in einer Plastiktüte… meine Güte ist es hier hip. Nochmal ein toller Blick auf die Skyline von der West Terrasse und ein letzter Blick von der Ost Terrasse und dann geht es auch schon wieder zurück in den Aufzug und zurück auf den Boden der Tatsachen. Kurze Bilanz ziehen. 52 Euro für zwei Personen. Hier zahlt man klar für den Blick mit, aber das Essen war durch die Bank weg hervorragend und kreativ – eben genau so, wie geworben wird: This is not a restaurant… it is a dining experience.
Noch bis Sonntag.